Freitag, 25. April 2014

Woche 1

Am Mittwoch den 17.04. habe ich die Nachricht bekommen, dass ich in Roth starten werde. Ab Donnerstag konnte ich mit meinem neuen verschärften Training beginnen. Was ist seither passiert?
Am Donnerstag wollte ich dann direkt etwas großes tun und das Wetter passte, deshalb ging ich einen langen Lauf an. Sicherheitshalber auf einer kleinen Runde, damit ich nie zu weit weg von der Heimatbasis war. Ziel war einen Halbmarathon zu laufen. Ich ließ es locker angehen und das funktionierte gut. Nach 22km standen 2:25:12 Stunden auf der Uhr. Das ist keine tolle Zeit, macht aber Hoffnung für die Zukunft.
Ansonsten folgten in der Woche drei mal eine halbe Stunde Oberkörper Krafttraining, fünf Stunden auf der Rolle, 1.5 Stunden auf dem Laufband und drei Stunden Yoga. Ja, ich mache Yoga, lacht nicht! Ich bin in dem halben Jahr des Rumliegens unglaublich steif und unbeweglich geworden. Yoga hilft da und fördert gleichzeitig die Körperspannung. Ist also super. Auch wenn ich furchtbar albern dabei aussehe.
Nun kann man fragen "wo ist das Schwimmtraining und warum radelt der nicht draußen?". Leider ist es so, dass die Erkrankung mich noch nicht ganz losgelassen hat. Ich wurde in der Chemo unglaublich kälteempfindlich. Anscheinend hat das etwas mit Schäden an den Nervenenden in der Haut zu tun. Allzu genau kann ich das leider nicht erklären. Die Empfindlichkeit legt sich zwar langsam, ist aber noch längst nicht auf dem Niveau von vorher, deshalb ist es mir bei Temperaturen unter 20°C fürs Radeln einfach noch zu kalt. Da hilft auch keine tolle Kleidung, da immer etwas Haut freiliegt und mich der Wind dort erwischt. Aber das wird schon werden.
Schwimmen geht aus folgendem Grund noch nicht: mir wurde im Januar mein Port entfernt. Das ist der zentrale Zugang zum Venensystem, über den man die Chemo verabreicht bekommt. Dieser wird unter die Haut implantiert. Man kann ihn nach der Behandlung über Jahre behalten (falls man ihn nochmal brauchen sollte), aber ich wollte ihn so schnell wie möglich los werden. Schon aus psychologischen Gründen. Dummerweise lag der Schnitt mit im Bestrahlungsgebiet und dort funktioniert aufgrund der Strahlenschäden die Wundheilung nicht wie normal. Deshalb habe ich nun seit dem 10. Januar eine offene Wunde in der Nähe der linken Schulter und damit darf man numal nicht schimmen gehen, damit sie sich nicht entzündet. Ich habe allerdings den Eindruck, dass sie unterdessen fast geschlossen ist und ich vielleicht ab nächste Woche wieder schwimmen kann und dann werde ich da auch richtig steil gehen.

Das könnt ihr dann hoffentlich in der nächsten Wochenzusammenfassung lesen.

Bis dann!

Willkommen auf meinem Blog

So, nun bin ich also doch unter die Blogger gegangen. Warum und worum wird es hier gehen? Nachdem ich letzten Sommer mit Lymphknotenkrebs diagnostiziert wurde und meine Behandlung im Februar mit meiner 'Heilung' erfolgreich beendet wurde, war mein Plan für diesen Sommer bisher zu trainieren, das Gewicht, das ich in der Chemo angesammelt hatte wieder loszuwerden und gegen Herbst (05. September) beim Köln Triathlon Wochenende meine erste Langdistanz anzugehen. Dazu arbeite ich an meiner Diplomarbeit und möchte diese im Sommer beenden um dann im Herbst meinen ersten Job antreten zu können. Was hat sich geändert? Letzte Woche erhielt ich eine Mail, die mir mitteilte, dass ich einer der zwei glücklichen Gewinner eines Preisausschreibens von Scott Sports war. Der Preis? Ein Startplatz bei der diesjährigen Challenge Roth.
Allein das Lesen der eMail füllte meinen Körper mit Adrenalin, Vorfreude und Angst. Das größte Event im Triathlonsport und ich bin dieses Jahr dabei. Aber ist es überhaupt möglich bis dahin in die nötige Form zu kommen? Das Herauszufinden ist mein Projekt für die nächsten drei Monate. Ich arbeite natürlich weiterhin an meinen studentischen Zielen und zweige davon auch keine Zeit ab. Aber die restliche Freizeit wird allein der Frage gewidmet: Wie fit kann ein Krebsrekonvaleszent innerhalb von 3 Monaten werden?
Ich trainiere härter, ich ernähre mich noch besser, ich verzichte komplett auf Alkohol. Ich vermeide alles, was mich nicht stärker, schlanker oder ausdauernder macht.
Und wenn der große Tag kommt und mein Vorhaben klappt, kann das für mich endlich der psychologische Abschluss eines wirklich bescheidenen Jahres und einer miesen Lebensphase sein. Wenn es nicht klappen sollte, komme ich nächstes Jahr wieder!
Dieser Blog dient mir als Tagebuch und vielleicht hilft er dem ein oder anderen in einer ähnlichen Situation. In meinen schwächsten Phasen hat es mir immer sehr geholfen von Menschen zu lesen, die nach so einer Erkrankung stärker zurückgekommen sind. Vielleicht kann dieser Blog mal für andere diese Funktion erfüllen. Bis dahin: durchhalten und kämpfen!